Glaube und Theologie als ein synodales “Sprach- und Wahrheitsgeschehen” in den Konflikten der Gegenwart
Eine Relektüre der Dogmatischen Prinzipienlehre von Peter Hünermann im Kontext einer synodalen Umkehr der katholischen Kirche
Schlagwörter:
Dogmatische Prinzipienlehre, Synodalität, Theologische Orte, Performativität, EvangelisierungAbstract
Abstract deutsch: Der Artikel greift die Reflexionen einer dogmatischen Prinzipienlehre von Peter Hünermann auf, wie er sie in Auslegung des Zweiten Vatikanischen Konzil und in Anknüpfung an die Lehre von den Loci theologici entwickelt hat. Diese sind mit sprachphilosophischen Reflexionen verbunden, die im Folgenden in Richtung einer „performativen Theologie“ weitergedacht werden. Der Kontext ist die Wendung zur Synodalität unter Papst Franziskus, die eine neue Phase der Rezeption des Konzils einläutet. Die Argumentation des Aufsatzes folgt der These, dass das auf dem Konzil entwickelte geschichtliche Verständnis von Offenbarung, Glauben und lebendiger Tradition der Übersetzung in ein synodales Verständnis von Kirche bedarf, welches die Kirche partizipativ und dialogisch als Teil der Menschheit und der planetaren Lebensgemeinschaft versteht. Dabei geht es darum, in einem gemeinschaftlichen Unterscheidungsprozess die Zeichen der Zeit zu deuten, Kirche zu erneuern und das Evangelium in die Gegenwart hinein zu erschließen. Die Loci theologici sind dann nicht nur Prinzipien der Theologie oder theoretische Referenzpunkte der Argumentation, sondern sie bilden Strukturprinzipien eines solchen synodalen Verständigungsprozesses im Glauben, welche die Gestaltung synodaler Prozesse orientieren sollten. Zunächst werden Ansatz und Aufbau der Prinzipienlehre in Grundzügen rekapituliert (1). Der zweite Teil vollzieht eine performative Wendung der Theologie als Radikalisierung des ereignisbasierten, sprachpragmatischen Ansatzes von Hünermann (2). In einem solchen performativen Verständnis werden schließlich (3) die Loci theologici als Strukturelemente der Synodalität vorgestellt.
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